Schulbegleithunde

Die Auswirkungen von Schulbegleithunden in Klassenzimmern wurden in der Vergangenheit immer wieder erforscht. Untersucht wurde dabei die körperliche, die emotionale und die soziale Wirkungsebene. Ohne zu fest ins Detail zu gehen, möchte ich Ihnen folgende Zusammenfassung vorstellen:

Physisch und physiologische Ebene

Aktivierung des Bewegungsapparates

  • Lernende entspannen sich und reduzieren den Puls. Entspannte Muskeln sind unter anderem in der Grapho- und Psychomotorik wichtig.
  • Durch die vermehrte Bewegung wird die Durchblutung anregt. Dadurch bleibt das Hirn länger «frisch» und längere Arbeitsperioden sind möglich.

Training des Körpers

  • Das Training der Muskulatur und des Gleichgewichtssinns hilft Lernenden nicht nur in der Konzentration, sondern auch in den bewegten Unterrichtsfächern. (Sport)
  • Bewegung an der frischen Luft ist eine sinnvolle Pausenbeschäftigung und fördert das Bewusstsein zum gesunden Lebensstil

Psychologische Ebene

Physisch und physiologische Ebene

Dankbarkeit und Zuneigung des Tieres in Verbindung mit Verantwortungsübernahme durch den Lernenden

  • Lernende erfahren positive Reaktionen, wenn sie sich um das Tier kümmern. (L) Die Förderung dieses Pflichtgefühls fördert wiederum die Aufmerksamkeit
  • Die Befindlichkeit kann sich stabilisieren (P). Routine und bedingungslose Akzeptanz führen zu gefestigten organisatorischen und emotionalen Abläufen.
  • Die Reaktion des Tieres auf eine Aktion des Lernenden führt zu einem positiven Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen (P)

Die Interaktion mit Tieren zur Stressreduktion

  • Es konnte nachgewiesen werden, dass der Umgang mit Tieren das Hormon Oxytocin ausschüttet. Dieses Hormon ist für die Stressreduktion zuständig. Reduzierter Stress wiederum begünstigt die Fokussierung (L)
  • Mit abnehmender Angst steigt das Gefühl von Sicherheit (P).

Soziale Ebene

«Eisbrecherfunktion» zwischen Lehrperson und introvertierten Lernenden (auch in Verbindung mit Autismus)

  • Der Lernende nimmt Kontakt mit dem Hund auf und streichelt ihn. Der Einstieg in die Kommunikation wird erleichtert. (L)
  • Der Gemeinschaftsgedanken wird durch Interaktion mit dem Tier gefördert. (L) (P). Das Klassenklima wird dadurch gestärkt und der Zusammenhalt gestärkt. Mobbing kann abgebaut werden. (indirekte Streitschlichtung (L)
  • Das gemeinsame Erarbeiten von Kunststücken o.ä. erfordert eine hohe Reflexionsfähigkeit und Achtsamkeit des eigenen Verhaltens, um Trainingsfehler zu erkennen und auszumerzen.

*Ergebnisse diverser Studien zur Mensch/Tier-Beziehung, zusammengefasst durch Anke Porthmann und Levinson, gekürzt und ergänzt durch A. Bachmann

Aus der Tabelle lässt sich schliessen, dass Tiere (in diesem Fall der Schulbegleithund) in verschiedenster Weise positiven Einfluss auf Lernende nehmen. Wie oder warum genau dieser Einfluss so markant ist, ist bis heute wenig erforscht. Vergleicht man die Ergebnisse der Studien mit den Erfolgsfaktoren für konzentriertes und aufmerksames Lernen (überfachliche Kompetenzen, Lehrplan 21), fällt auf, dass alle Bereiche durch Interaktionen mit Tieren gefördert werden.
Wer mehr darüber erfahren möchte, darf gerne meine Facharbeit zu diesem Thema lesen. Im folgenden Abschnitt möchte ich aber auf die konkrete Einsetzung der Schulbegleithunde eingehen und diese vorstellen:

(v.l.n.r. Louana 10 jährig, Milou 7 jährig, Nox 2 jährig)

Alle drei Hunde absolvierten in den vergangenen Jahren die Schulbegleithundeausbildung im PfötliCollege in Bern. In dieser Ausbildung, die je nach Hund zwischen 6 Monaten und 2 Jahren dauert, lernen die Hunde mit Kindern zu arbeitet. • Anfänglich wird die Grunderziehung vertieft: Basiskommandos unter Ablenkung festigen, Leinenführigkeit, Tabus wie Anspringen, Beuteverhalten, Bellen festlegen. etc. • Danach wird intensiv an der Impulskontrolle gefeilt: Jagdverhalten, Ballspielverhalten, Futterneid, Energiekontrolle etc. • Um mit Kindern in Aktion zu treten, sind weitere Fähigkeiten aus dem Hundsport oder Trickdog-Bereich nötig. Der dritte Teil der Ausbildung beschäftigt sich mit diesen Themen. (Pfötchen geben, Futterbeutel suchen, Apportierspiele, Agility, etc.) • Sind diese drei Ausbildungsmodule bestanden, werden die Hunde im Milieutraining auf den Schulalltag vorbereitet. Dabei geht es um Lärmtoleranz (Pausenklingel, Kindergeschrei), um verschiedene Bodenbeläge und um das Bekanntmachen mit verschieden Kindesalter. Allgemein wird dem Hund verschiedene Situationen rund um den Schulalltag gezeigt, damit er Sicherheit gewinnen kann. • Begleitend zur Ausbildung des Hundes, lernt der Hundehalter wichtige Bestimmungen zum Tierschutz und zur oben genannten Forschung. In meinem Fall habe ich parallel dazu noch die Weiterbildung tiergestütze Pädagogik gemacht.

Nach der Ausbildung wird definiert, wie und wo der Schulbegleithund eingesetzt werden soll. Dazu werden in der Regel individuelle Konzepte entwickelt. Das Schulhundekonzept in der Primarschule Leuzigen sieht folgende Eckpunkte vor:

Fakultativer Unterricht
in den beiden Freifächern RundumHund und Hundeführerkurs lernen die Kinder den Umgang mit den Hunden. Dabei werden Elemente aus der herkömmlichen Hundeschule ausprobiert, Hundesportaktivitäten kennengelernt und Hund/Kind-Bindungen aufgebaut. Auch Kinder, die Angst vor Hunden haben, haben in diesen beiden Freifächern die Möglichkeit, unterschwellig in Kontakt zu treten.

Unterstützung für einzelne Kinder im Unterricht
Als Erweiterung des heilpädagogischen Angebotes können die Schulbegleithunde auch einzelne Schüler:innen unterstützen. Beispielsweise können sie Trost in emotional schwierigen Situationen bieten oder Hand- bzw. Pfote bieten beim Vorlesen. In diesen Fällen hat der Hund eine passive Aufgabe und unterstützt durch seine reine Anwesenheit. Solche Settings werden von Fall zu Fall mit der Klassenlehrperson und meist auch mit den Eltern vorbesprochen.

Bewegungspause
In einzelnen Fällen können die Schulbegleithunde auch Bewegungspausen-Partner sein. Hyperaktivität oder Wutzustände lassen sich dadurch oft schnell neutralisieren. Tiere haben in solchen Situationen oft einen ganz anderen Zugang zu Kindern.

Unterrichtsinput für die ganze Klasse
Manchmal macht es Sinn, die klassische Stoffvermittlung etwas tierischer zu gestalten. Gründe dafür können Konzentrationsprobleme, Wünsche der Klasse oder Belohnungen sein. Folgende zwei Beispiele habe ich im vergangenen Jahr mit einer Mittelstufenklasse durchgeführt.

Um all diese Einsatzmöglichkeiten durchführen zu können, braucht es genug Platz im und ums Schulhaus. Aus diesem Grund haben die Schulbegleithunde die Bewilligung, das Schulareal und auch den Fussballplatz betreten zu dürfen. Sie sind in diesem Fall mit «Schulbegleithund im Einsatz» gekennzeichnet.